„Der Religionsmonitor belegt: Religion ist ein starkes Bindeglied für die Gesellschaft. Populismus und mangelhafter Diskriminierungsschutz schwächen den gesellschaftlichen Zusammenhalt jedoch ab. Daraus ergeben sich klare Handlungsaufträge“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass sind Befunde aus dem Religionsmonitor der Bertelsmann Stiftung, die am Donnerstag, 21.03.2024, vorgestellt wurde. Ali Mete weiter:
„Die Befunde aus dem Religionsmonitor decken sich in vielerlei Hinsicht mit den Beobachtungen und Erfahrungen der Islamischen Gemeinschaft: Religion bindet und hält die Gesellschaft zusammen. Gläubige Menschen sind hilfsbereiter und spendabler. Sie engagieren sich stärker ehrenamtlich und helfen bedürftigen Menschen eher mit einer Spende.
Erfreulich ist auch, dass es in unserer Gesellschaft weiterhin ein starkes und ausgeprägtes Solidaritätsgefühl mit Geflüchteten gibt – ob aus der Ukraine oder aus Syrien. Dieser Befund straft diejenigen Lügen, die sich in Überforderungsrhetorik üben, um Verschärfungen im Asylrecht zu fordern.
Bedenklich stimmt lediglich, dass laut Religionsmonitor Christen eher Ukrainern helfen würden und Muslime eher Syrern. Diesen Befund fasst die Islamische Gemeinschaft für sich als Auftrag auf, noch mehr und intensiver über Werte und die Bedeutung von Barmherzigkeit aufzuklären. Sie gelten nicht für bestimmte Menschen, sondern für alle, unabhängig ihrer Kultur, Sprache und Religion.
Einen klaren Handlungsauftrag hat der Religionsmonitor aber auch für die Politik. Sie muss zurück auf den Boden des sachlichen und konstruktiven Diskurses. Populismus führt offensichtlich immer weiter dazu, dass das Vertrauen innerhalb unserer Gesellschaft schwindet und Rücksichtslosigkeit zunimmt. Politiker stehen in der Pflicht, aufzuhören, gesellschaftliche Gruppen gegeneinander auszuspielen, insbesondere im Kontext der Schwächsten und der Schutzbedürftigen.
Die Politik ist schließlich aufgefordert, mehr gegen Diskriminierung und Ausgrenzung zu tun. Auch diese weit verbreiteten Mechanismen führen der Studie zufolge maßgeblich dazu bei, dass das Vertrauen in die Mitmenschen schwindet. Besonders stark ausgeprägt ist das bei Musliminnen und Muslimen, was die Forscher mit überdurchschnittlich oft erlebter Benachteiligung erklären, das wiederum zu Misstrauen führt. Wem der Zusammenhalt unserer Gesellschaft wichtig ist, schiebt dieses dringliche Thema nicht weiter auf die lange Bank und treibt die Reform des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes voran, das europaweit mit zu den schwächsten seiner Zunft gehört.“