Islamische Gemeinschaft fordert Regierungsbeauftragten gegen antimuslimischen Rassismus

„Deutschland braucht einen Regierungsbeauftragten für antimuslimischen Rassismus. Neuesten Erkenntnissen zufolge bedarf es in diesem Punkt massiven Aufklärungsarbeit“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist die DeZIM-Studie: „Rassistische Realitäten“, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Danach gibt es in der Bevölkerung zwar ein Bewusstsein für Rassismus, der führt jedoch nicht zu einem Problembewusstsein, insbesondere wenn es um Rassismus gegenüber Musliminnen und Muslime geht. Bekir Altaş weiter:

„Es gibt noch viel zu tun im Kampf gegen den antimuslimischen Rassismus. Die DeZIM-Studie belegt zwar ein gesteigertes Bewusstsein in der Bevölkerung, ein Problembewusstsein ist damit aber nicht verknüpft. Besonders beim antimuslimischen Rassismus ist das Bewusstsein vergleichsweise wenig ausgeprägt. Benachteiligungen und Diskriminierungen gegenüber Musliminnen und Muslimen werden der Erhebung zufolge vergleichsweise seltener als rassistisch eingestuft.

In der Studie sticht besonders hervor, dass benachteiligendes Verhalten gegenüber Musliminnen und Muslimen in Bezug auf die Überwachung von neu gegründeten Organisationen in der Bevölkerung am wenigsten als rassistisch eingestuft wird. Als mögliche Gründe führen die Studienautoren aus, dass Musliminnen und Muslime eher mit Stereotypen hinsichtlich Radikalisierung und Terrorismus assoziiert werden. Das ist eine unmittelbare Folge des über viele Jahre andauernden politischen und öffentlichen Diskurses über Musliminnen und Muslime im Sicherheitskontext.

Dieser Studienbefund zeigt, wie gefährlich diese Sicherheitsdebatten auf dem Rücken der muslimischen Bevölkerung waren. Sie haben Bilder und Vorstellungen in den Köpfen der Bevölkerung manifestiert, die jetzt mühsam und so schnell wie möglich wieder abgebaut werden müssen.

Die Bundesregierung steht in der Pflicht, ihrem Versprechen, Rassismus zu bekämpfen, Taten folgen zu lassen. Das heißt: deutliche Aufstockung der Mittel, dauerhafte und nachhaltige Förderung von Anti-Rassismusprojekten sowie die Benennung eines Beauftragten für antimuslimischen Rassismus.

In Deutschland leben knapp sechs Millionen Menschen muslimischen Glaubens. Sie sind mit Abstand die größte religiöse Minderheit und zugleich die mit am massivsten von Rassismus betroffene Bevölkerungsgruppe. Beim Kampf gegen Rassismus wird sie von der Politik jedoch nicht mitgedacht, hat sie das Nachsehen. Das führt nicht nur zu Irritationen bei den Betroffenen, sondern wirkt auch befremdlich.“

Der Beitrag Islamische Gemeinschaft fordert Regierungsbeauftragten gegen antimuslimischen Rassismus erschien zuerst auf Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).

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