Verehrte Muslime!
Will man verstehen, was heute passiert und was morgen passieren könnte, muss man sich mit der Vergangenheit beschäftigen. Meistens schaut man dabei besonders auf die Ereignisse, die eine große historische Wende bewirkt haben. Diese Ereignisse hatten manchmal eine so große Wirkung, dass man zwischen einer Geschichte davor, und einer Geschichte danach unterschieden hat.
Die Hidschra unseres Propheten ﷺ, die Auswanderung, ist ein solches Ereignis. Aus Sicht der islamischen Geschichte ist es vielleicht sogar das Bedeutendste aller Ereignisse, mit dem auch die islamische Zeitrechnung beginnt.
Als unser Prophet ﷺ und die Sahâba die göttliche Offenbarung öffentlich zu verkünden begannen, wurden sie unter Druck gesetzt. Sie waren Beschimpfungen, Unterdrückung, Angriffen und sogar Folter ausgesetzt. Sie haben buchstäblich um ihre Existenz gekämpft. Als die Lage unerträglich wurde, wanderte sie zuerst nach Abessinien und später nach Medina aus. In Medina wurden die ausgewanderten Mekkaner, die Muhâdschirûn, in den Häusern der Medinenser, der Ansâr, untergebracht. So hat unser Prophet ﷺ eine geschwisterliche Beziehung zwischen beiden Gruppen hergestellt.
Liebe Geschwister!
Im Koran heißt es, dass die Belohnung für die Hidschra von der Absicht abhängt. Man muss dafür um Allahs und des Gesandten willen auswandern: „Und wer auf Allahs Weg auswandert, wird auf der Erde viel Zuflucht und Wohltaten finden. Und wer sein Haus verlässt und zu Allah und seinem Gesandten auswandert und dabei vom Tod ereilt wird, dessen Lohn ist bei Allah; und Allah ist verzeihend und barmherzig.“[1]
Der Koranexeget Elmalı Hamdi Yazır erklärte zu diesem Vers, dass der Wissenserwerb, der Hadsch, der Dschihad, also alle Bemühungen, um Allahs Wohlwollen zu erlangen, als Hidschra zu Allah und zum Gesandten gelten.[2]
Verehrte Muslime!
Trotz all seiner einzigartigen Eigenschaften ist der Mensch ein Geschöpf, das zu Fehlern neigt. Wer einen Fehler begeht, muss sich davon abwenden und sofort etwas Gutes tun, um einen Ausgleich herzustellen. Er muss sich, wenn notwendig, mit aufrichtiger Tawba Allah zuwenden. Denn Allah, der uns aus dem Nichts erschaffen hat und alles über uns weiß, hat uns mitgeteilt, dass er uns vergibt, wenn wir aufrichtig bereuen.
Ein Sahâbî fragte einmal unseren Propheten ﷺ: „O Gesandter Allahs, welche Hidschra ist die segensreichste?“ Der Prophet ﷺ antwortete: „Wenn du die Hidschra von den Dingen machst (dich von allem entfernst), die Allah nicht gefallen.“[3]
Am kommenden Montag, den 9. August, beginnt inschallah das Jahr 1443 nach der Hidschra. Möge Allah dieses neue Jahr für uns gut und segensreich werden lassen. Möge er uns zu denjenigen gehören lassen, die eine Hidschra weg von ihren Sünden machen. Âmîn.
[1] Sure Nisâ, 4:100
[2] Elmalılı Hamdi Yazır, Hak Dini Kuran Dili, Tafsîr des Verses 4:100
[3] Ahmad bin Hanbal, Musnad, 11/26, Hadith Nr. 6487
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