Islamische Gemeinschaft: Lehren aus Rostock-Lichtenhagen ziehen

„Rostock Lichtenhagen ist eines der dunkelsten Kapitel der Nachkriegsgeschichte. Und sie ist bis heute pechschwarz“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), anlässlich des 30. Jahrestages des Pogroms in Rostock-Lichtenhagen. Bekir Altaş weiter:

„Rostock-Lichtenhagen ist eine Zäsur im kollektiven Gedächtnis der Bundesrepublik. Dieser Pogrom hat eindrucksvoll gezeigt, wohin Hass und Rassismus führen, wozu Menschen fähig sein können. Er ist uns eine wichtige Mahnung: Der Kampf gegen den Rassismus darf niemals vernachlässigt werden.

Rostock-Lichtenhagen hat uns auch gezeigt, wie schnell und leicht Teile der Politik und Medien Hand in Hand eine Schuldumkehr konstruieren konnten, in der Opfer zu Sündenböcken und Täter zu Opfern gemacht wurden. Nur wenige Täter kamen mit milden Strafen davon, die Opfer hingegen wurden abgeschoben.

30 Jahre später stellen wir fest: Diese zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit dauert fort, die Täter sind weitestgehend unbehelligt davongekommen, die Opfer warten bis heute auf eine aufrichtige Entschuldigung und auf Entschädigung. Stattdessen gibt es wie bei jedem runden Jahrestag Sonntagsreden, die am Montag schon vergessen sind.

Wenn der Kampf gegen den Rassismus ernst gemeint ist, müssen Lehren gezogen werden aus dieser Geschichte. Dazu gehört es, Menschenrechte und das Recht auf Asyl zu stärken und sie nicht weiter auszuhöhlen, wie es derzeit an den Außengrenzen massiv praktiziert wird. Wenn das Herkunftsland oder der Kulturkreis von Geflüchteten darüber entscheidet, ob sie die Grenze passieren dürfen oder abgewiesen werden, wird auch der Kampf gegen den Rassismus ausgehöhlt. Das sind genau die Signale, die den Mob vor dem Sonnenblumenhaus dazu gebracht hat, einen der dunkelsten Kapitel der Nachkriegsgeschichte zu schreiben.“

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