Festtagshutba: Ramadanfest 1442

Verehrte Muslime!

Im Koran heißt es: „An jenem Tage werden Freunde einer des anderen Feind sein, außer den Gottesfürchtigen.“[1] Das heißt, im Jenseits werden sich manche Menschen als Feinde gegenüberstehen. Mit Ausnahme der Gläubigen, die Takwâ, also Gottesfurcht, erlangt haben. Denn die Liebe der Gottesfürchtigen untereinander ist beständig, weil sie die Rechte Allahs und die Rechte seiner Diener beachten. Für sie zählt nur, was Allah von ihnen möchte bzw. wovon er sie warnt. Die Gläubigen behandeln die Geschöpfe Allahs und ihre Geschwister gemäß islamischen Grundsätzen. Deshalb bleibt ihre Freundschaft und Geschwisterlichkeit für immer bestehen.

Liebe Geschwister!

Heute erleben wir wieder die große Freude des Ramadanfestes. In den vergangenen Wochen haben wir uns um Allahs Wohlwollen bemüht, haben gefastet, die Zakat und Fitra gezahlt und viele andere Ibâdas verrichtet. Heute beginnen die Tage, an denen wir unsere Freude teilen, uns gegenseitig zum Fest beglückwünschen, unsere Freundschaften pflegen und uns gegenseitig besuchen, so gut es die Umstände zulassen.

In einem Hadith kudsî heißt es: „Denen, die sich um meinetwillen lieben, die um meinetwillen zusammenkommen, sich um meinetwillen besuchen und helfen, ist mein Wohlwollen gesichert.“[2] Daher steht auf unserer Tagesordnung ganz oben, unsere Familie, Freunde und Glaubensgeschwister zu besuchen oder sie zumindest anzurufen,  um ihnen zum Fest zu gratulieren und die Freude des Festes mit ihnen zu teilen.

Verehrte Muslime!

Festtage sind besondere Tage, an denen wir abgebrochene Kontakte wiederherstellen und erneuern können. Auch unsere Beziehungen mit Verwandten sollten aufgefrischt werden. Jenen, die uns Gutes vorenthalten, sollten wir Gutes geben. Jenen, die uns Unrecht getan haben, sollten wir vergeben und ihnen die Hand reichen.  Denn genau das hat uns unser Prophet ﷺ geraten: Halte die Verbindung zu demjenigen (deiner Verwandten) aufrecht, der sie abgebrochen hat, vergib demjenigen, der ungerecht zu dir war und gib demjenigen, der dir nichts gibt![3]

Der heutige Morgen ist eine der besonderen Gelegenheiten, die Allah uns schenkt, um all das zu tun. So lasst uns die Freude des Bayrams noch größer werden lassen, indem wir zerbrochene Herzen heilen und Streitigkeiten um Allahs willen beenden.

Liebe Geschwister!

Wir haben den Ramadan zum zweiten Mal im Schatten der Pandemie verbracht. Manche sind von uns gegangen, andere sind vielleicht immer noch krank. Möge Allah mit den Verstorbenen barmherzig sein, den Kranken Schifâ gewähren und uns Wohlbefinden und Gesundheit geben. Wer seine Zakat oder Fitr noch nicht abgeben konnte, kann das jetzt immer noch tun. Die zuständigen Geschwister nehmen ihre Spenden entgegen.

Unser Prophet ﷺ sagte: „Zwei Momente der Freude gibt es für den Fastenden. Zum einen, wenn er das Fasten bricht. Und zum anderen, wenn er schließlich auf seinen Erhalter Allah trifft.“[4] Wir beten zu Allah, dass er unsere Freude an diesem Fest mit der Freude im Jenseits krönt. Ich wünsche allen ein gesegnetes Ramadanfest.

[1] Sure Zuhrûf, 43:67
[2] Musnad, Ahmad bin Hanbal, Hadith Nr. 22030
[3] Hannâd bin as-Sirrî, az-Zuhd (1985), 2/493
[4] Musnad, Ahmed bin Hanbal, Hadith Nr. 10145

Zusatz:

Jerusalem ist allen abrahamitischen Religionen heilig und die Aksâ-Moschee ist die erste Kibla der Muslime. Die Übergriffe und die Gewalt, die der Aksâ-Moschee und den Muslimen, die dort ihren Gottesdienst verrichten, in diesem erhabenen Monat des Ramadan entgegenschlagen, sind absolut inakzeptabel.

Wir verurteilen aufs Schärfste diese Aggression gegenüber unschuldigen Menschen, die keine andere Absicht haben, als in der Moschee ihrem Gottesdienst nachzukommen. Wir verlangen, dass die Ungerechtigkeit gegenüber Menschen, deren Häuser unrechtmäßig konfisziert werden, ein Ende findet und ihnen ihre Rechte zurückgegeben werden.

Gleichzeitig sind wir auch über den Bombenanschlag auf eine Mädchenschule in Kabul (Afghanistan) zutiefst erschüttert. Wir verurteilen diejenigen, die diese furchtbare Terrorattacke durchgeführt haben. Wir bitten Allah um Barmherzigkeit für die Toten und um schnelle Genesung für die Verwundeten. Auch rufen wir die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich für die Beendigung der Gewalt in dieser Region einzusetzen.

Möge das Ramadanfest der Anlass dafür werden, dass Kummer und Leid aller unschuldigen und unterdrückten Menschen, aller Geflüchteten und all unserer Geschwister in Not ein Ende finden mögen. Wir wünschen der gesamten islamischen Welt ein gesegnetes Ramadanfest.

Hutba-Ramadanfest 1442

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